(Quelle: Amberger Zeitung, Text: Werner Schulz)
Hirschau. (u) Als am 22. April 1945 amerikanische Panzer in Hirschau einrückten, war undenkbar, dass Einheimische und US-Soldaten 74 Jahre später gemeinsam ein Freundschaftsfest feiern. Genau das taten sie am Samstag – wetterbedingt im Josefshaus.
Den Marktplatz schmückte dafür seit Tagen die amerikanische Flagge neben der Deutschland-, Bayern- und Stadtfahne. Verkaufsbuden waren sauber aufgereiht. Dann durchkreuzte Sankt Petrus die Pläne der Veranstalter, den Markt- zum Festplatz zu machen. Sie entschieden frühzeitig, das Fest ins Josefshaus zu verlegen. Ein weiser Entschluss: Kurz vor Festbeginn ein heftiger Regenschauer nieder. Der unbeschwerten und ausgelassenen Stimmung sollte die Verlegung keinen Abbruch tun.
Anlass des Freundschaftsfestes war das 10-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen der Stadt Hirschau und der 1st Squadron des 2nd Stryker Cavalry Regiments. Am 8. August 2009 hatte der damalige Bataillonskommandeur LTC Douglas Sims die Urkunde dem damaligen Bürgermeister Hans Drexler überreicht. Daran erinnerte Bürgermeister Hermann Falk im vollen Saal nach einem schwungvollen Auftakt des Musikzugs in seiner Begrüßung. Sie galt vor allem den amerikanischen Freunden, angeführt von LTC Timothy F. Wright und seiner Gattin. In die Gästeschar hatten sich auch die Bürgermeister Josef Reindl (Schnaittenbach), Norbert Bücherl (Freihung) und Hans-Martin Schertl (Vilseck) eingereiht. Falk betonte, dass aus den einstigen Besatzern längst Verbündete und Wertepartner geworden sind. Etwas Besonderes sei der Hirschau-Besuch von Elvis Presley im Februar 1960 gewesen. Seit Jahrzehnten lebe man in guter Nachbarschaft zusammen. Viele Soldaten aus dem Übungsplatz wohnten und wohnen mit ihren Familien in Hirschau. Nicht wenige Hirschauer arbeiteten und arbeiten bei den Amerikanern. Die entstandenen Freundschaften seien vor 10 Jahren mit einer Urkunde bekräftigt worden. Dank gelte allen, die seither diese Partnerschaft pflegen, allen voran Altbürgermeister Hans Drexler, Ex-Musikzug-Chef Werner Stein und Brauerei-Chef Franz Dorfner. Sie seien Eckpfeiler dieser Partnerschaft. Die Kontakte trügen dazu bei, dass die amerikanischen Freunde die bayerische, speziell die Hirschauer Lebensart und Kultur kennenlernen. Gemeinsam wolle man Menschlichkeit voranbringen. Mit der Feierstunde und einer erneuten Unterschrift werde die Freundschaft bekräftigt, die noch lange zum Wohle aller andauern möge.
Lieutenant Colonel Wright bekannte, dass für ihn die Partnerschaft und deren Feier wichtig seien für den Zugang zu deutscher und bayerischer Kultur und Traditionen und vor allem zu den Menschen. Er hätte z.B. nie Brauerei-Chef Franz Dorfner und sein köstliches Bier kennengelernt, ohne Werner Stein nie im Drei-Tische-Gasthaus in Krickelsdorf gespeist. Ohne die Partnerschaft könnte man nicht zusammen das unvergessliche Fest feiern. Seine Soldaten, die Familien würden die Freundschaft und die Feier ein Leben lang im Gedächtnis behalten.
In trauter Eintracht unterzeichneten Bürgermeister Falk und LTC Wright die neue Partnerschaftsurkunde, bevor sich der amerikanische Gast in das Goldene Buch der Stadt eintrug. Nachdem Musikzug-Chef Maximilian Stein und Werner Stein dem US-Offizier zum Andenken an frühere Begegnungen eine Fotocollage überreicht hatten, wurde es feierlich im Saal. Der Musikzug intonierte die amerikanische, danach die deutsche Nationalhymne. Die rechte Hand aufs Herz legend wandten sich die amerikanischen Gäste im Saal ihrem Sternenbanner zu, während die Soldaten auf der Bühne salutierten. Die einheimischen Besucher stimmten lautstark in das Deutschlandlied ein.
Nach der feierlichen Zeremonie war es an LTC Wright, das Festbierfass anzuzapfen. Nach drei kräftigen, wohl gezielten Schlägen floss das bayerische Nationalgetränk und der US-Offizier verkündete, dass „ozapft is“. Einem Prosit auf die deutsch-amerikanische Freundschaft stand nichts mehr im Wege.
Dem gemütlichen Teil des Festes stand nun nichts mehr im Wege. An den Speise- und Getränkeständen im Foyer standen die Gäste ebenso Schlange wie an den Burger- und Bratwurst-Grillständen im Biergarten. Ob Hirschauer oder US-Gäste – allen hatten großen Appetit und Durst mitgebracht. Auf jeden Fall sprechen die 500 verzehrten Burger und 300 Paar Bratwürste eine deutliche Sprache, ebenso die verkosteten, von den Amerikanern mitgebrachten 250 Liter nichtalkoholischen Getränke und die 400 Liter Bier aus der heimischen Schlossbrauerei. Für ein mit Riesenbeifall bedachtes Programm-Highlight sorgte Regina-Merkls Jugendgarde. Als Jackson Girls kostümiert ließen sie den King of Pop lebendig werden und legten einen fetzigen Showtanz zu den Hits „They don’t care about us“, „Thriller“ und „Beat me“ aufs Bühnenparkett. Da sich der Himmel immer mehr in den bayerischen Landesfarben weiß-blau präsentierte und in Folge die Quecksilbersäulen an den Thermometers nach oben kletterten, verlagerte sich das Festgeschehen zunehmend in den Josefshausgarten.